Heute ist kein normaler Sonntag, denn es ist Muttertag. Auch wenn ich bereits einen Artikel zu dem Thema geschrieben habe, möchte ich mir auch heute ein paar Gedanken zu dem Thema machen.
Im Stiefmutter Forum
Als ich zuletzt in diversen Foren mit anderen Bonusmüttern über das Thema Muttertag diskutiert habe, bekam ich erstmal einen Shitstorm zu hören: „Was bildete ich mir überhaupt ein, den Anspruch zu erheben, einen Dank an Muttertag hören zu wollen?“ Schließlich habe ich ja keine Kinder und „es wäre ganz schön anmaßend so etwas zu fordern. Auch gegenüber der Kindsmutter, die ja schließlich immer für die Kinder da wäre.“
Nachdem sich mein erster Groll über diese aus meiner Sicht etwas harsche Antwort gelegt hatte, stellte ich mir die Frage, weshalb jemand anderes überhaupt eine Meinung dazu hat, was ICH fühle. Schließlich darf jeder fühlen, was er möchte und es gibt auch keine ultimative Wahrheit was nun das richtige oder falsche Gefühl des Einzelnen ist.
Natürlich ist es richtig, dass die Kindsmutter die Mutter ist, die das Kind geboren hat, groß gezogen hat und viele wichtige Momente miterlebt hat.
Gerade in Patchworksituationen ist es aber auch oft so, dass die Bonusmütter viele wichtige Momente miterleben und das Leben der Kinder beeinflussen. So war es beispielsweise bei Bonusmama Stefanie so, dass ihre Bonustochter das erste Mal „Besuch von Tante Rosa“ bekam, als gerade Umgangswochenende war. Stefanie ist dann mit ihrer Bonustochter zur Drogeriekette mit den zwei Buchstaben und hat dort eine vollumfängliche Beratung zur „Monatshygiene“ vorgenommen. Wieder zu Hause angekommen wurden diverse Hilfsmittel zur Krampfbekämpfung und ähnliches vorgestellt und alle Fragen der Bonustochter in diesem Kontext beantwortet.
Oder wenn die Kinder am Besuchswochenende krank sind – dann schauen wir auch nicht weg, sondern schleppen alles an Hilfsmitteln und Medikamenten an, was möglicherweise helfen könnte.
Macht uns das zu einer Mutter, die einen „Anspruch“ darauf hat, an Muttertag bedacht zu werden? Natürlich nicht. Was ich aber festhalten möchte, ist, dass auch Bonusmütter oft und viel für die Kinder da sind und mutterähnliche Aufgaben übernehmen.
Ich hatte damals die harsche Antwort auch viel zu persönlich genommen, was vielleicht auch daran lag, dass wir gerade sechs Wochen Homeschooling via facetime hinter uns gebracht hatten. Während Marc und ich 100% arbeiten gingen und die Kinder über facetime kontrollierten, dass sie ihre Aufgaben machten, nutzte Uschi ihren Urlaub und ließ sich vom Vorwerkberater informieren und erholte sich auf ihrer Couch. Im Anschluss beschwerte sie sich dann noch über meinen Unterrichtungsstil.
Die Meinung der antwortenden Bonusmutter war damit Salz in meiner Wunde, wobei sie meine Vorgeschichte auch nicht kannte (und es vermutlich auch eh nichts an ihrem Statement geändert hätte – schließlich war es ja ihre Meinung, die aus ihrer Sicht „richtig“ war).
Zurück blieb ein gewisses Gefühl der Leere: Macht man doch so viel und wenn man einen Dank einfordert, ist dies vermessen gegenüber der Kindsmutter. Na, toll!
Die Renovierung
Wir hatten ein ähnliches Thema letzte Woche bei uns: während Annikas zweiwöchiger Abwesenheit hatten wir die Fliesen in ihrem Kinderzimmer rausklöppeln lassen, eine Fußbodenheizung legen lassen und schöne neue Fliesen sowie ein neues Fenster einbauen lassen. Aufgrund der Tatsache, dass aus Versehen die Fliesen nicht vom Fliesenleger bestellt worden waren, gab es einen zeitlichen Verzug, der dazu führte, dass das Zimmer erst Freitag um 17 Uhr fertig wurde- justamente in dem Moment, wo Marc die Kinder abholen musste. Needless to say, dass der extreme Zeitdruck zu der ein oder anderen „Meinungsverschiedenheit“ zwischen Marc und mir geführt hatte.
Annika konnte also um 19 Uhr ihr neues Zimmer wieder bewohnen. Als Feedback zu dem Zimmer habe ich nur abends von Marc gehört, dass sie ihr Zimmer, so wie die Möbel jetzt gestellt wären, auch „ganz gut fände.“ Weiteres Feedback á la „cool geworden“ oder gar „lieben Dank“ ihrerseits mir gegenüber gab es nicht. Ich war enttäuscht und traurig. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Marc und ich uns wegen des Zimmers eine Woche lange gestresst hatten und in die Köppe bekommen hatten und es der Dame anscheinend total egal war.
Das Entsetzen
Meine Freundinnen waren entsetzt – hätten wir doch das Zimmer extra für Annika neu gemacht!! Hier musste ich allerdings fairerweise einräumen, dass wir das Zimmer eh renoviert hätten und es auch nicht in meinem Fokus gelegen hatte, es exklusiv für sie zu tun. Also waren meine Motive nicht ganz so edel, wie sie zu sein schienen.
Ich überlegte eine Weile und stellte fest, dass Annika as aktuell eh nur periphär am Rande interessiert (meine Bewertung der Situation), was bei uns los ist. Es ist vermutlich wie eine Art Paralleluniversum für sie: ihr Hauptleben spielt bei ihrer Mutter ab und alle 14 Tage geht es dann in unser Paralleluniversum. Da ist es eigentlich auch egal, wann in dem Zimmer des Paralleluniversums das letzte Mal die Tapeten gestrichen worden waren.
Ich beschloss, mich dem Thema nicht mehr zu widmen, denn:
„where attention goes, energy flows.”
Dahin, wo Du Deine Aufmerksamkeit hinlenkst, geht auch Deine Energie. Und ich merkte, dass viel zu viel Energie in das Thema ging, mich über die fehlende Freude bei Annika aufzuregen und mir schlechte Gefühle zu machen. Natürlich war ich auch ein paar Tage im Opferstatus: „Ich arme Bonusmutter, die alles für das Bonuskind tut, dass soooo undankbar ist.“
Wer dieses Gefühl kennt, hebe jetzt gerne die Hand.
Wenn Du dieses Gefühl kennst, dann weißt Du sicherlich auch, dass es sich kurze Zeit wirklich wundervoll anfühlt… Aber es nutzt sich rasch ab und zurück bleiben schlechte Gefühle. Also hakte ich das Thema innerlich ab: der Raum in unserer Wohnung war schöner und funktionaler geworden und das war schon ein absoluter Gewinn. Egal, wie Annika das jetzt fand.
Ich telefonierte heute auch noch mit einer guten Freundin darüber und obwohl ich das Thema eigentlich ruhen lassen wollte, kam es doch wieder auf.
Sie fragte mich, ob sie mir eine Frage stellen dürfte? Aber natürlich!
Eine Frage stellte sie dann tatsächlich nicht, aber sagte mir, dass es auch okay ist, wenn man für mein Sein dankbar wäre.
Ich argumentierte direkt zurück: „Annika muss ja gar nicht dankbar sein. Im Zweifel ist das neue Zimmer ja gar nichts Tolles für sie. Schließlich ist es nur ihr Ersatz-Kinderzimmer, wenn sie jedes zweite Wochenende hier ist.“
Meine Freundin antwortete: „Das habe ich auch überhaupt nicht gesagt.“
Ich verstand es nicht ganz.
Sie erklärte mir, dass es überhaupt nicht Annika sein müsste, die dankbar wäre. Dankbar könnte auch Marc sein oder ganz besonders ich auch einfach für mich.
Die liebe Selbstliebe
Mir schwante es, dass es hier in Richtung Selbstliebe ging – ein Thema, das ich so sehr meide, wie der Teufel das Weihwasser. Auch wenn ich erst diese Woche bei Dana Schwandt eine super gute Podcast-Folge zum Thema Selbstliebe gehört hatte (klare Empfehlung!).
Ich ließ das Ganze ein wenig sacken und stellte fest, dass ich wirklich dankbar dafür war, wie ich bin. Trotz all dem Sh.. versuche ich stets die beste Version meiner Selbst zu sein und Marc und den Kids ein schönes Zuhause zu bereiten. Dafür kann ich dankbar sein. Auch ich mir selber.
Das beschloss ich zu tun und belohnte mich mit der Bestellung des absolut perfekten Hängesessels für den Balkon, mit dem ich schon mehrere Wochen geliebäugelt habe. Es war Zeit, mir selber Danke zu sagen!
Ich glaub‘, ich brauche nicht zu erwähnen, dass es mir an diesem Sonntag absolut „Wumpe“ war, ob die Kids an mich dachten oder nicht. Schließlich hatte ich erkannt, dass ich nicht die Anerkennung aus dem Außen brauche, um mich ganz wundervoll zu fühlen.
Ich wünsche Dir, dass es Dir genauso geht. Du bist ein ganz wundervoller Mensch – vergiß das nie.
P.S. Hier noch ein nicht ganz ernst gemeinter Tipp, was Dein Bonuskind Dir zum Bonusmuttertag, der nächste Woche in den USA gefeiert wird, schenken könnte...
Wie fühlst Du Dich am Muttertag? Total egal? Oder schlechte Gefühle? Oder wirst Du am Muttertag vom Lebensgefährten und den Bonuskids auf Händen getragen? Ich bin gespannt auf Eure Erlebnisse, Erkenntnisse und Anekdoten und freue mich über Eure Kommentare, Emails oder Anrufe.
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